Opactwo Sióstr Benedyktynek w Krzeszowie

EINLEITUNG

Einleitung

I. Einführung

1. Kurzer Abriß der Geschichte der Grüssauer Abteien

Das Grüssauer Kloster wurde am 8.05.1241 von Anna, Witwe des Herzogs Heinrich II. von Schlesien (gest. 1241) und ihren Sohn Boleslaus gegründet. Der erste Konvent stammte aus dem nicht weit entfernten Benediktinerkloster in Opatowitz in Böhmen. 1292 wurde das Kloster von den Zisterziensern aus Heinrichau, Kreis Frankenstein, übernommen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts bildete sich der Kern des Klosterbesitzes heraus, der aus ca. 40 Dörfern und den Kleinstädten Liebau und Schömberg bestand. Dieser Besitzstand erhielt sich mit relativ geringen Veränderungen bis zur Säkularisierung des Klosters im Jahre 1810.
1810 bis 1923 gehörte der Klosterkomplex dem preußischen Staat und wurde teilweise von der katholischen Pfarrei in Grüssau genutzt. 1919 siedelten sich die vertriebenen deutschen Mönche des Benediktinerkonvents Prag-Emaus in Kloster Grüssau an, das sie 1923 erwarben und es in kürzester Zeit zu einer neuen Blüte brachten. Grüssau wurde zu einem der wichtigsten Zentren der Erneuerung der katholischen Lithurgik in Deutschland.
Im Ergebnis des 2. Weltkrieges wurden am 12.05.1946 alle Mönche mit deutscher Staatsbürgerschaft aus dem Kloster vertrieben, ein Schicksal, das 1954 auch die letzten vier hier lebenden Mitglieder des ehemaligen Benediktinerkonvents, die italienische oder tschechische Staatsbürgerschaft besaßen, ereilte. 1946 nahm der aus Lemberg vetriebene Benediktinerinnenkonvent das Kloster in Besitz und bemühte sich dessen bisheriges kulturelles Erbe im Rahmen der Möglichkeiten zu pflegen.6

2. Die derzeit in der Benediktinerinnenabtei in Grüssau aufbewahrten Archivalien

Der derzeit im Benediktinerinnen in Grüssau betreute Archivbestand aus der deutschen Zeit ist nur ein Teil der in diesem Kloster im Ziedertal aufbewahrten Kunst- und Kulturschätze. Die aus Lemberg von dem Konvent mitgebrachten Archivalien des dortigen Benediktinerinnenklosters mit lateinischem Ritus harren noch einer wissenschaftlichen Bearbeitung, die aus beiden genannten Überlieferungssträngen stammenden Kunstwerke werden derzeit durch eine von dem Leiter der Niederschlesischen Filiale in Breslau des Nationalen Zentrums für Denkmälerdokumentation Dr. Grzegorz Grajewski geleiteten Arbeitsgruppe, die Musikalien durch Mgr. Grzegorz Joachimiak im Rahmen des von Prof. Dr. habil. Marek Derwich initiierten Sonderforschungsprojektes Das kulturelle Erbe der säkularisierten Klöster in der ehemaligen Polnischen Republik und Schlesien im 18. und 19. Jahrhunderts inventarisiert. Erst nach dem Abschluß aller dieser Initiativen kann der ganze kulturelle Reichtum dieser in Schlesien einmaligen Anlage der interessierten Öffentlichkeit vollständig zugänglich gemacht werden.

II. Die in der Benediktinerinnenabtei in Grüssau aufbewahrten Archivalien der deutschen Zeit

1. Entstehung
Der heute im Grüssauer Benediktinerinnenkloster verwahrte Archivbestand aus der deutschen Zeit hat einen heterogenen Charakter. Nur ausnahmsweise reicht er auf die Existenzzeit des Zisterzienserklosters in Grüssau zurück.7 Die genaueren Umstände seiner Entstehung sind unbekannt. Aus dem Inhalt der Archivalien selbst folgt, daß diese ursprünglich folgenden eigenständigen Archiven angehörten:
I) dem Archiv des Archipresbyterats Landeshut,
II) dem Archiv der deutschen katholischen Gemeinde in Grüssau, Kr. Landeshut,
III) dem Archiv der deutschen katholischen Gemeinde in Neuen, Kr. Landeshut
IV) dem Archiv des Benediktinerklosters in Grüssau und einer kleinen Anzahl von noch aus dem Kloster Prag-Emaus stammenden Dokumenten
V) einer kleinen Zahl von Archivalien unbekannter Provenienz.
VI) einer Sammlung von über einhundert Karten und Projekten.

2. Bearbeitungskriterien

Die einleitende Inventarisierung des besprochenen Bestandes wurde in den Jahren 2014/2015 von Urszula Ososko, Rainer Sachs, Schwester Scholastyka und Piotr Ososko durchgeführt.
Wie schon erwähnt, ergibt sich bei fast allen Faszikeln deren ursprüngliche Zugehörigkeit zu den einzelnen genannten Archiven aus deren Inhalt. Daher baut die Gliederung des derzeitigen Archivs auf der Unterteilung in die einzelnen, ursprünglich selbstständigen Archive auf, die mit den oben angegebenen römischen Ziffern versehen wurden. Innerhalb der einzelnen Teilarchivbestände wurden die Akten nach Sachgebieten geordnet, innerhalb der Sachgebiete erst die Akten für allgemeine Fragen, dann für Detailfragen, wobei noch möglichst deren Entstehungszeit berücksichtigt wurde. Aufgrund der Tatsache, daß die Akten den Bearbeitern nicht gleichzeitig, sondern sukzessiv übergeben wurden, kam es in einigen Fällen zu Signatursprüngen. Der elastische und offene Charakter des gewählten Ordnungsprinzips ermöglicht auch in Zukunft, eventuelle weitere Aktenfunde an einer beliebigen, den sachlichen begründeten Stelle einzugliedern.
Neben der sich aus einer römischen und einer arabischen Ziffer zusammensetzenden Signatur zitiert das Inventar den Originaltitel, die chronologischen Eckdaten sowie die Seitenzahl der Akte. Hat sich der Originaltitel des Faszikel nicht erhalten, wurde er durch einen den Inhalt möglichst genau wiedergebenden Nottitel ersetzt, der durch Kursivstellung als solcher gekennzeichnet wurde. Um die Orientierung über den Inhalt der einzelnen Akten auch Personen zu erleichtern, welche des Deutschen in einem geringeren Maße mächtig sind, wurden alle Titel auch ins Polnische übersetzt, lateinische nicht. In allen Faszikeln, die noch keine oder keine eindeutige Nummerierung besaßen, wurden die Seiten unter Auslassung leerer Seiten in den oberen Außenecken mit Bleistift nummeriert. Schon bestehende Nummerierungen oder Paginierungen wurden, wenn nur irgend möglich, übernommen. Die Maße der einzelnen Archivalien wurden nur für die Karten und Projekte oder dann angegeben, wenn sie weit von den Durchschnittswerten abwichen.
In einer besonderen Rubrik wurden Besonderheiten des Inhalt mancher Faszikel, z. B. das Auftreten von Noten oder bildlicher Darstellungen notiert.

3. Erhaltungszustand der Akten

Der allgemeine Erhaltungszustand der Archivalien ist gut, sie sind frei von Wasserschäden oder biologischem Befall. Eine ganz erhebliche Beschädigung trat aber dadurch ein, daß aus fast allen Akten tausende von Siegeln oder Briefmarken herausgeschnitten wurden. Hierbei wurde nicht nur die Ästhetik des Bestandes stark beeinträchtigt und ein, allerdings eher kleiner Bestand an Informationen vernichtet, sondern auch in hunderten von Fällen die ursprüngliche Zuordnung einzelner Aktenteile zerstört. Ein Versuch, diese wenigstens teilweise wieder herzustellen wird Jahre dauern und muß einer detaillierten, durch das hier erstellte Inventar erst ermöglichten Bearbeitung des Bestandes vorbehalten bleiben.

4. Bedeutung des Bestandes

Die Säkularisierung traf das Grüssauer Kloster vielleicht nicht gerade im Apogäum seiner Bedeutung und Entwicklung aber doch in einem im Ganzen guten Zustand. Damit wurde eine katholische Einrichtung zerstört, die in ihrer Blütezeit eine geradezu erstaunliche Ausstrahlungskraft besaß.8 Was blieb, waren menschliche Tragödien, die manchmal durch die Überlieferung der Grüssauer Akten, beispielweise in einem Verzeichnis der ehemaligen Funktionsträger des Grüssauer Konvents und deren weiterem Schicksal aus den Jahren 1813/1814 (II/163)9 durchscheinen, eine bedeutende materielle Hinterlassenschaft, welche sowohl die katholische Kirche (I/172, I/177, I/187, II/8, II/35, II/37f., II/131ff., II/283, III/11, III/288), als auch der preußische Staat (I/57) den Rahmenbedingungen entsprechend möglichst gut zu verwerten suchten und eine große Legende, die natürlich, wie sollte es anders sein, auch Schatzsucher anzog (II/121). Eine der wichtigsten der zahlreichen Vorteile, den der Grüssauer Bestand der Forschung bietet, besteht darin, daß er den Zustand des Klosters und seines Umfeldes in vielfacher Hinsicht manchmal kurz vor (I/75, I/85ff., I/97f., I/188, I/203f., III/35), vor allem aber nicht lange der nach der Säkularisierung (I/64, I/70ff., I/76, I/90ff., I/173, I/99, I/200, III/40ff., III/290ff., III/350) belegt.
Für die Kunstgeschichte der Abtei werden vor allem die Akten, welche die Geschichte der einzelnen Bauten (I/95f., I/159f., II/108ff., II/122ff., III/445, III/460, VI/41) und der Ausstattungsstücke (II/115, II/118), so beispielsweise der Engler-Orgel der Klosterkirche (II/116f.) belegen, von besonderem Wert sein. Bemühungen, die vor der Neugründung eines Klosters durch die aus dem Prager Emaus-Kloster vertriebenen deutschen Benediktiner weitgehend ungenützten Räumlichkeiten einer möglichst sinnvollen Nutzung zuzuführen, spiegeln sich beispielweise in dem 1851 unternommenen Versuch wieder, in ihnen ein katholisches Priesterseminar einzurichten (II/19).
Eine entscheidende Schicksalswende für den Grüssauer Klosterkomplex brachte das Jahr 1919 mit dem schon erwähnten Einzug der Prager Benediktiner. Endgültig deren Verbleib in Grüssau aber erst im Jahre 1923 (IV/32), denn aufgrund überhöhter finanzieller Forderungen des preußischen Staates beabsichtigte der Konvent bis dahin, das vor Kurzem bezogene Domizil wieder zu verlassen und sich auf einem vom ehemaligen sächsischen König Friedrich August III. (1865–1932) als Schenkung in Aussicht gestellten Terrain in Langewiese zwischen Breslau und Öls in einem Neubau, für den von dem Berliner Architekten Wilhelm J. Frydag schon Projekte erarbeitet worden waren (IV/203f.) anzusiedeln. Der Umstand, daß der rasante Aufschwung des Klosters, dessen geistiges Leben (I/167ff.) u. a. den bedeutenden jüdischen Expressionisten schlesischer Herkunft Ludwig Meidner (1884–1966) zu Begeisterungsstürmen hinriß10, hatte allerdings auch seine Schattenseiten – so dürfte beispielweise das vehemente politische Engagement des Abtes Albert Schmitt (1894–1970) für die monarchistische Bewegung in Deutschland (IV/1) nur schwer mit dem Mönchsideal des hl. Benedictus in Übereinklang zu bringen sein. Wie wenig sich das Kloster dem Druck der NS-Zeit widersetzen konnten, dokumentieren die Beschlagnahme der überwiegenden Zahl der Räumlichkeiten des Klosters (IV/35f., IV/516), u. a. als Internierungslager für Breslauer Juden (IV/33f., IV/37), welche später größtenteils im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet wurden, gegen die sich der Konvent vergeblich gewehrt hatte (IV/38), die Einziehung zahlreicher Brüder zur Wehrmacht (IV/348) oder die Teilnahme an Rohstoffsammlungen zugunsten der deutschen Rüstungsindustrie (IV/68f.). Dieser Umstand sollte allerdings nicht den Blick für die enormen Aufbauleistungen am übernommenen Kulturgut (IV/61f., IV/207, IV/217, IV/517, IV/561, IV/573) und dessen Erforschung verstellen, denn noch heute geht beispielsweise nahezu unser ganzes Wissen zur Kunstgeschichte des Klosters auf leider nicht völlig vollendeten Forschungen (IV/569f.) von dessen Archivar Bruder Nikolaus von Lutterotti (1892-1955) zurück (IV/399ff.). Als besonderes Glück ist es zu werten, daß sich die Editionsunterlagen von Pater Franciscus Salesius Schmitt, dem Herausgeber der opera omnia des Vaters der Scholastik Anselm von Canterburry (gest. 1109) erhalten haben (IV/419ff.).
Zu den wenigen Stücken aus dem ehemaligen Zisterzienserbestand gehören offensichtlich zwei großformatige mit Bleistift gezeichnete Karten aus dem Jahre 1701, welche Fragmente des Besitzstandes der Priorats in Warmbrunn, Kreis Hirschberg, dokumentieren (VI/1f.). Zu den weiteren kultur- und regionalgeschichtlichen Höhepunkten dieses Sammlungsteiles ist auch zweifellos ein überwiegend aus dem 18. Jahrhundert stammender relativ großer Bestand von Handzeichnungen der im Klosterbesitz befindlichen Fischteiche der Umgebung zu zählen (VI/5ff.), der durch zahlreiche Projekte und Inventarisierungszeichnungen aus dem 19. und vor allem dem 20. Jahrhundert ergänzt wird (VI/47ff.).
Zusammenfassend kann also festgestellt werden, daß der im heutigen Benediktinerinnenkloster Grüssau mit dieser Publikation der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellte Bestand neben wenigen, aber wichtigen Archivalien der Zisterzienserzeit, die heute sonst im Staats- und im Erzdiözesanarchiv, beides in Breslau, aufbewahrt werden, vor allem die durch die letztgenannten Unterlagen nicht abgedeckte Zeit von der Säkularisierung im Jahr 1810 bis zur Vertreibung fast des ganzen deutschen Benediktinerkonvents im Jahre 1946 und somit einen wichtigen Abschnitt des nicht nur für Schlesien bedeutenden Klosterkomplexes dokumentieren.

III. Dankesworte

Die Inventarisierung des besprochenen Bestandes von einer ziemlich komplizierten Struktur und einem nicht unbedeutenden Umfang wäre ohne das Engagement und die Hilfe zahlreicher Personen und Institutionen nicht möglich gewesen. Dem ehrwürdigen Konvent der Benediktinerinnen in Grüssau danken wir für die wunderbare Atmosphäre und Fürsorge, der wir uns während unserer Arbeiten erfreuen durften, der Erika-Simonstiftung in Rinteln, Niedersachsen, besonders aber deren Vorsitzenden Frau Waltraud Simon, nicht nur für die finanzielle, sondern auch für die ideelle Unterstützung unseres Projektes, auf die man sich stets verlassen konnte, dem Sekretär der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz, Dr. Peter Schabe, für organisatorische Hilfestellungen, der Beauftragten für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland für eine Teilfinanzierung des Vorhabens. Prof. Marek Derwich, der Leiter des Sonderforschungsbereichs Geschichte der Klostersäkularisationen in Polen an der Universität Breslau, ermöglichte die Veröffentlichun des hier vorgelegten Inventars, Frau Generalkonsulin Elisabeth Wolbers, Leiterin des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, zeigte nicht nur reges Interesse für die wissenschaftlichen Ergebnisse der Inventarisierung, sondern ließ ihnen auch logistische Unterstützung angedeihen. Ohne das Engagement und die kollegiale Hilfsbereitschaft des Staatsarchivs in Breslau, inbesondere des Leiters der Filale in Hirschberg, Herr Magister Ivo Łaborewicz, hätte das Projekt nicht so schnell vorangetrieben werden können. Der größte Lohn für alle Genannte und die Autoren des Inventars dürfte es sein, wenn der besprochene Archivbestand in Zukunft die ihm zukommende Stellung bei der wissenschaftlichen Untersuchung zahlreicher Fragestellungen einnehmen würde.